Geh Denken!
Evangelische Jugend gedenkt der Opfer der Todesmärsche in Wetterfeld
Es ist bewegend und berührend gewesen wie immer: Gemeinsam hat die evangelische Jugend in Wetterfeld am vergangenen Sonntag an die Opfer der Todesmärsche gedacht. Gegen das Vergessen, eine der Botschaften der Andacht.
„Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.“ Mit diesen Worten aus dem Glaubensbekenntnis von Dietrich Bonhoeffer begrüßte Dekanatsjugendpfarrer Heiko Hermann die fast 60 Teilnehmer von jung bis alt.
Schon der gemeinsame Weg zur Gedenkstätte der Todesmärsche in Wetterfeld wurde bewusst zum Nachdenken über Krieg und Frieden, über Grausamkeiten und Gerechtigkeit genutzt. Dekanatsjugendreferent Fabian Geissler verlas das „Versöhnungsgebet der Kathedrale von Coventry“ an der ersten Station des Weges. Darin wird um Verzeihung gebeten, unter anderem für „die mangelnde Teilnahme an der Not der Heimatlosen und Flüchtlinge“, oder für „die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet“.
Dass das Gedenken für die Evangelische Jugend besonders wichtig ist, fand sich auch in dem Text von Katharina Kübler wieder, den sie über ihre Eindrücke in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz verfasst hat, als sie mit der evangelischen Jugend Cham im April dort zu Besuch war. Hintergrund: 1996 war die EJ erstmals unter der Leitung von Klaus Galle in Auschwitz. Dies war der Auslöser für die Erinnerung vor Ort, die die Teilnehmer ins Leben rufen wollten. Deshalb wird seit 1997 am 23. April in Wetterfeld an die Opfer der Todesmärsche gedacht.
In ihrem Text fasst Katharina Kübler ihre Gedanken über das Unfassbare, das damals geschehen ist, zusammen: „…Ich stehe auf einer Wiese, auf der Leichen verbrannt wurden. Das Gras sieht hier besonders grün aus. Ich bin an einem Ort, an dem etwa 1,5 Millionen Menschen umgebracht wurden. Hinter jeder Zahl steckt ein Mensch. Eine Identität. Eine Persönlichkeit. Eine Geschichte. Jeder einzelne Mensch ist zu viel!...“
Im Anschluss las Fabian Geissler noch das Friedensgebet von Franz von Assisi vor. Ein „Werkzeug des Friedens“ zu werden, darum baten die Anwesenden, um Liebe in Zeiten des Hasses üben zu können. Auch Dekanin Ulrike Dittmar hielt eine kurze Ansprache zum Gedenken. Nach einem gemeinsamen Lied und den Fürbitten durch Pfarrer Stefan Nagel wurden alle Teilnehmer mit dem Segen in den Nachmittag verabschiedet.